Auf den ersten Blick wirkte diese Scheune vollkommen verlassen. Es hing nicht einmal mehr eine Tür im Rahmen, sodass Wind und Wetter ungehindert eindringen konnten. Das Dach zeigte Spuren des Verfalls, und Unkraut hatte sich an den Außenwänden emporgerankt. Doch sobald wir eintraten, wurde klar, dass dieser Ort nicht gänzlich aufgegeben war.
Zwischen Staubschichten und Spinnweben stand ein sorgfältig gestapelter Vorrat an Brennholz. Keine verwitterten Reste, sondern frische Stämme – gebrauchsfertig. Das ließ vermuten, dass jemand hier gelegentlich noch vorbeischaute, vielleicht um das Gelände in minimalem nutzbaren Zustand zu halten.
Weiter hinten in der Scheune standen alte Landmaschinen, die aussahen, als kämen sie direkt aus Großmutters Zeiten. Rostig und staubbedeckt, aber vollständig. Keine Wracks, die man einfach liegen lässt, sondern eine stille Sammlung einer früheren Bauern-Generation. Eine alte Dreschmaschine, ein Karren mit Holzrädern und ein verblasster Kalender aus den 90er Jahren an einem Balken vervollständigten das Bild.
Was diesen Ort für Urbex-Fans so spannend macht, ist die dünne Linie zwischen verlassen und noch genutzt. Keine klassische Ruine. Keine eingestürzten Wände oder Glasscherben, aber eine offene Tür – halb offen für die Zeit, die hineinschlüpft.
Wir blieben länger als geplant, fasziniert von der Ruhe und den verborgenen Geschichten im Staub. Alles schien zu sagen: „Ich bin alt, aber noch nicht vergessen.“